Mit seinen archaischen Plastiken, seinen Gefäßobjekten scheint er Natur nachahmen zu wollen und ist doch weit davon entfernt zu kopieren.
Jochen Rüth begann seine Keramiker-Laufbahn Anfang der 80er Jahre. Er setzte sich zunächst hauptsächlich mit freien plastischen Arbeiten auseinander. Doch bald darauf folgte die Beschäftigung mit dem
gedrehten Gefäß.
Formen erfassen und sich mit Formensprache beschäftigen das betrieb er intensiv.
Er hatte erste Erfolge mit großformatigen Schmauchbrandgefässen. Mit Preisen ausgezeichnet, mit Ankäufen sowohl privater als auch öffentlicher Sammlungen in seinem Schaffen bestätigt.
Diese intensive Auseinandersetzung mit Form führte ihn dann aber wieder zur freien Plastik zurück.
Das Gefühl für Proportionen, Klarheit und Ruhe sowie Spannung und Bewegung hat Rüth sich regelrecht über Jahre hinweg erdreht.
Seinen Plastiken sieht man das Formenstudium an.
Massige Steinzeugkörper von Rüth gestaltet wirken unverkrampft und natürlich, wie von der Natur gezeichnet und geschaffen.
Die Objekte wirken spontan und wie schnell entstanden und sind doch Resultat eines langen, kraftaufwendigen Entstehungsprozesses.
Vierkanthölzer werden über massige feuchte Steinzeugbrocken gezogen. Sand- und Quarzkörnchen die in die Masse eingearbeitet wurden rauen die Oberfläche auf. Durch den Druck des Körpers verformt sich
der Block.
Bei seinen „Steinen“ treibt er mit großer Kraft Vierkantholz in den Block hinein. Ein Hohlraum entsteht, der durch Druck von Innen die äußere dickwandige Haut weiter aufreißt.
Die getrockneten Brocken werden oft noch einem Gasbrenner ausgesetzt. Die heiße Flamme trifft auf den Scherben. Teile splittern ab, Risse entstehen. Ein Turboverwitterungsprozeß von Menschenhand
vollzogen.
Weder für Gefäß noch Plastik verwendet Rüth fertige Steinzeugmassen. Er fährt nach Klardorf in die Oberpfalz und holt sich die Masse dort direkt aus der Erde. Mühsam und geduldig wird die Masse von
Hand aufbereitet.
Kein totgemahlenes Steinzeug aus Plastiksäcken sondern eine homogene Masse bildet die Grundlage.
Die verwendete Steinzeugmasse ist stark eisenhaltig, was nach dem Brand durch besonders kräftige rostrote bis blaugraue Farbtöne zum Tragen kommt.
Der Brand stellt nach intensiver Vorbereitung, sowohl bei Gefäß wie Plastik, einen bedeutenden Abschluß für das endgültige Aussehen dar.
Vor einigen Jahren umbaute Rüth seine Keramiken noch mit Schamottekapseln, die gefüllt waren mit Stroh, Holzaschen und Gräsern. Diese stellte er zum Brennen in einen Elektroofen.
Sachkundige Sammler gingen beim Anblick der Arbeiten davon aus, das Rüth seine Arbeiten in einem holzbefeuerten Ofen, japanischen Vorbilds, brennen würde. Einen sogenannten Gama.
Nach der Frage eines Sammlers, in welchen Typ Gama, Noborigama oder Anagama, er brennen würde, kam die Antwort „Elo-Gama“.
Diese Rüthsche Wortfindung bringt mich heute noch zum schmunzeln.
Jochen Rüth hat sich vor einigen Jahren dann einen gasbefeuerten Ofen gebaut. Aus feuerfesten Leichtsteinen entstand die Brennkammer, in die auch weiterhin Materialien wie Stroh, Holzasche und Gräser
gefüllt wird. In diese Materialien eingebettet liegen die Keramiken und werden auf 1280 Grad gesintert.
Die Asche verschmilzt mit dem versinternden Scherben zu einer lebendigen Oberfläche. Natürlich entstandene Glasurströme laufen über den Scherben. Beim genauen Betrachten wird klar, dieses Gefäß hat
während des Brandes gelegen oder gestanden.
Gelegentlich tauchen auch die in die Masse vorher eingearbeiteten Quarzkörnchen wieder auf. Als kleine weiße Perlen stecken sie auf der Oberfläche.
Ich lernte Jochen Rüth 1991 kennen und ihn und seine Arbeiten sehr schätzen.
Beeindruckt bin ich immer wieder von seiner ungebremsten Experimentierfreude. Versuch und Irrtum und wieder Versuch und dann die beeindruckenden Ergebnisse.
Rüths Arbeiten befinden sich heute in bedeutenden Sammlungen und Museen wie im Badischen Landesmuseeum und der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in München.
Er blickt auf nationale und internationale Auszeichnungen zurück.
Jochen Rüth gewinnt Kunstpreis der Stadt Donauwörth. Zu sehen sind Arbeiten von Jochen Rüth auch in der aktuellen Ausstellung in der Galerie Faita "von Tradition bis Farbrausch.